Verabschiedung Prädikantin Gisela Sommer

Nachricht Wennigsen, 15. Januar 2024

Eine Frau des Wortes und der Tat

Als sie vor ein paar Monaten 80 Jahre alt wurde, fasste Gisela Sommer einen Entschluss und sprach mit Superintendentin Antje Marklein über ein Ende ihrer Prädikantinnentätigkeit im Kirchenkreis. "Ich bleibe ja aktiv", sagt sie im Gespräch - und das ist schnell klar, denn schließlich ist sie weiterhin Sängerin im Egestorfer Kirchenchor, engagiert sich in ihrer Hausgemeinschaft im Projekt "graue Haare - buntes Leben" in Wennigsen, nimmt an Seminaren teil, an Schreibwerkstätten, an Seminartagen zur feministischen Theologie und vielem mehr. Nur als Prädikantin verabschiedet sie sich, offiziell am Sonntag, 28. Januar, um 10.30 Uhr in der Klosterkirche Wennigsen. Im Anschluss an den Gottesdienst ist ein Sektempfang.

Dorothee Sölle weckte in den 70er-Jahren ihr Interesse an der Theologie und prägte ihren Glauben. Schon seit 1988 war die Krankenschwester zuerst als Lektorin tätig, später seit 1994 als Prädikantin. Das war die Zeit, nachdem die Familie durch den Konfirmandenunterricht der beiden Kinder wieder näher an der Gemeinde war, sich dort ehrenamtlich engagierte. "Den Kurs als Lektorin machte ich mit meinem Mann zusammen. Das war sehr schön, weil wir so auch gemeinsam Gottesdienste gestalten konnten, zumal wir beide auch sonst sehr engagiert waren und auch berufstätig waren. Wenn er predigte, las ich zum Beispiel die Lesungen und umgekehrt", erinnert sie sich an viele Gottesdienste im (damaligen) Oberharzer Kirchenkreis, vorwiegend im Ortsteil Buntenbock, wo die Familie lebte. Doch irgendwann passten die Lesepredigten nicht mehr. Sie wollte selbst auch Predigten schreiben, von ihrem eigenen Glauben erzählen und berichtet von einer lebendigen Zeit im Harz, von vielfältigen Gottesdiensten, Frauengottesdiensten, Oster-früh oder Heiligabend-spät, Andachten in der Friedensdekade mit Konfirmandinnen und Konfirmanden. Für die ökumenische Friedensdekade schrieb sie über viele Jahre in einer Schreibwerkstatt die Texte, die später bundesweit Grundlage der täglichen Andachten waren. Und "nebenbei" war sie unter anderem 15 Jahre Ratsfrau in Clausthal-Zellerfeld.

Doch ihr Glaube wurde auch herausgefordert, als ihr Sohn 1990 ganz plötzlich im Alter von 19 Jahren starb und als sie 1996 Witwe wurde. "Mein Glauben hat mich trotzdem getragen und ich fühlte mich in dieser großen Trauer mit Gott verbunden. Er ist bei denen, die ihn brauchen", sagt sie nachdenklich. Von diesem Glauben hat sie in ihren Predigten gesprochen und das kam an. Auch im Kirchenkreis Ronnenberg, in dem sie seit 14 Jahre lebt. Wohl 126 Gottesdienste feierte sie mit den verschiedenen Gemeinden, unter anderem in Wennigsen, Weetzen und in den letzten Jahren vor allem in Großgoltern, Göxe und Stemmen. Sie erinnert sich gern an die vielen Begegnungen und an "herzliche Kirchenvorstände". An einem Sonntag sollte sie in Stemmen den Gottesdienst halten. "Ich war immer zeitig da und als ich dann meine Unterlagen zurechtlegen wollte, merkte ich mit großem Schrecken, dass ich meine Mappe mit Predigt und allen weiteren Texten zu Hause vergessen hatte. Was nun? Doch der Kirchenvorstand blieb gelassen. Er meinte: 'Wir läuten einfach so lange, bis sie wieder hier sind'. Gesagt, getan, ich fuhr nach Wennigsen, holte die Predigt und der Gottesdienst begann nach einem längeren Geläut, als üblich", erzählt sie.

 

Foto und Text: Freitag