Jahresbericht Diakonieverband

Nachricht Ronnenberg, 23. Juni 2014
jahresbericht2013
Foto: Diakonieverband Hannover-Land

Diakonieverband Hannover-Land stellt Jahresbericht 2013 vor - Hilfe kommt bei den Menschen an

 

Am heutigen Dienstag, 24. Juni, hat der Diakonieverband Hannover-Land den Jahresbericht 2013 in einem Pressegespräch vorgestellt. Für den Bereich des Kirchenkreises Ronnenberg teilt der Verband folgendes mit:
Der Diakonieverband Hannover-Land hält im Gebiet des Kirchenkreises Ronnenberg folgende Angebote vor: DiakonieLädchen, Jugendwerkstatt Roter Faden mit DiakonieLädchen kids, Kirchenkreissozialarbeit mit allgemeiner Sozialberatung, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, Kurenberatung, Soziale Schuldnerberaung, verbandsweit präventive Angebote zur Schuldnerberatung und Sexualpädagogik.

Diakoniepastor Gerke betonte, dass ein Drittel der Finanzen kirchliche Mittel sind. „Damit folgt dem Reden das diakonische Handeln. Verkündigung und gelebter Glaube.“

Kirchenkreissozialarbeiterin Andrea Schink berichtete zum Jahresbericht 2013 aus Sicht der Kirchenkreissozialarbeit mit allgemeiner Sozialberatung und Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung
Als erste Anlaufstelle kommen in die Kirchenkreissozialarbeit häufig Menschen, die schon alles Mögliche selbst versucht haben, die nicht mehr weiter wissen, die in prekären Situationen stecken, die mit wenig Geld auskommen bzw. auskommen müssen.
Diese Menschen sind häufig schambesetzt, sie sehen kaum oder keine Perspektiven der Besserung, sie denken sie sind gescheitert.
Ursachen und Folgen der prekären Lebenslagen bedingen und verstärken sich gegenseitig.
Einige Personengruppen sind besonders gefährdet sich im Armutskreislauf zu verfangen: Allein erziehende/Einelternfamilien, Menschen mit Migrationshintergrund. In der Kirchenkreissozialarbeit waren im vergangenen Jahr 26% Alleinerziehende in der Beratung 26% und 21 % Migrantinnen/Migranten.
Dabei steigt die Zahl der Menschen, die Hilfe suchen müssen, die Armut ist verfestigt, jede Form von Unterstützung wird gebraucht, um den Alltag zu bewältigen
Das spiegeln die Zahlen 211 Haushalte (2012: 184) wurden in 451 persönlichen Gesprächen (2012: 411) beraten hinzu kamen ungezählte telefonische Beratungen.
Anlass in die Beratung zu gehen waren zu 47 % sozialanwaltliche Anliegen, gefolgt von 20 % Anfragen zu wirtschaftlichen Unterstützungen. 74% der beratenen Haushalte erhielten Sozialleistungen.
Nach der Hilfe gesetzliche Ansprüche zu realisieren, folgen die Anfragen nach ganz konkreten Unterstützungen in Euro. Hier geraten wir zunehmend an Grenzen.
Anträge für Hilfen erfordern Zeit. Im Berichtsjahr wurden allein für die HAZ-Weihnachtshilfe 58 Anträge bearbeitet (2012: 46 Anträge). Mehr geht nicht, wenn die steigende Tendenz anhält, müssen wir begrenzen, nicht alle Antragswilligen können angenommen werden.
Die wirtschaftlichen Hilfen machten in 2013 in Euro 54102 € (in 2012: 37224 €)
Dazu wurden 158 Anträge gestellt (2012: 132)
Dabei sind diese Hilfen eingebettet in die Beratungsarbeit und machen nur einen Teil in dem ganzheitlichen Beratungsansatz der Kirchenkreissozialarbeit aus. Die Zusammenarbeit bzw. Weiterverweisung mit anderen sind weitere Teile des ganzheitlichen Konzeptes.
Neben der konkreten Begleitung und Unterstützung ist es wichtig den betroffenen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, ihnen Kraft zu geben und zu vermitteln, dass sie für viele Dinge nicht verantwortlich sind bzw. nicht sie gescheitert sind, sondern dass gesellschaftliche Rahmenbedingungen manchmal unzureichend ausgestaltet sind. Die Solidarität von anderen Menschen ist hilfreich, nimmt negative Gefühle und Versagensängste. „Wenn Menschen wieder Mut entwickeln, auch mal lächeln können, dann ist das ein wichtiger Schritt! für die Lebensqualität“ so Schink
Kirchenkreissozialarbeit ist ganz nah an Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Das Zusammenspiel der verschiedenen diakonischen und anderen Beratungsdiensten, die Nähe von Diakonie vor Ort im Kirchenkreis hilft den betroffenen Menschen. Erforderlich ist darüber hinaus ein solidarisches Handeln, um die Missstände öffentlich zu benennen und an deren Beseitigung zu arbeiten.

Schuldnerberaterin Birgit Wellhausen berichtet dass sie an den Standorten Ronnenberg, Barsinghausen und Springe im vergangenen Jahr 218 Ratsuchende gemeinsam mit ihrem Kollegen Günter Meyer beraten hat. 23% aller Fälle wurde kurzfristig in einer Krise wie drohende Energiesperre, Wohnungs- oder Kontoverlust beraten. 33% hatten Energieschulden, was gegenüber 2011 eine weitere Steigerung bedeutet.
Hier setzt auch die Aktionswoche der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung einen Schwerpunkt: „Und dann war´s plötzlich dunkel und kalt …“ lautet das Kampagnethema. Verbunden werden damit Forderungen wie
Gesetzliche Hürden für Energiesperren durch Energieversorgungsunternehmen deutlich erhöhen
Die bis zu 800.000 Strom- und Gassperren pro Jahr sind ein sozialpolitischer Skandal. Die Versorgung mit Energie muss ein Menschenrecht sein. Ein Leben ohne Energie ist in der heutigen Zeit nicht mehr zumutbar. Von daher sollten die Voraussetzungen für das Abstellen von Strom oder Gas durch die Energieversorgungsunternehmen einer strengeren gesetzlichen Kontrolle und Reglementierung unterliegen. Dazu gehört auch die rechtliche Verpflichtung von Unternehmen und Sozialleistungsträgern, bei Energieschulden frühzeitig zu kooperieren und unabhängige Clearingstellen einzurichten, die bei Schuldnerberatungsstellen angesiedelt werden können. Während solcher Clearing-Verfahren darf es zu keiner Energiesperre kommen. Vor Vollziehung der Energiesperre sollte die Prüfung milderer Mittel, wie beispielsweise Stundungen, Ratenzahlungen, oder in geeigneten Fällen der Einsatz von Prepaid-Zählern, verpflichtend sein.
Bei Sozialleistungen die tatsächlichen Energiebedarfe berücksichtigen
Grundbedarfsbezogene Sozialleistungen (Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II, Grundsicherung im Alter, Wohngeld) müssen entsprechend den tatsächlichen Energiebedarfen des jeweiligen Durchschnittshaushaltes und den Energiepreisentwicklungen bemessen werden. Der in den Regelleistungen des SGB II und XII enthaltene Anteil für Stromkosten im Haushalt muss dementsprechend reale Kosten abbilden. Dazu gehört auch die zeitnahe Berücksichtigung von Strompreiserhöhungen durch eine dynamische Anpassung der Regelbedarfe.
Um Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen, sie zu entlasten, mit ihnen einen Weg aus den Schulden zu finden, hat Birgit Wellhausen 225 persönliche Beratungsgespräche in Ronnenberg geführt.
Diakoniepastor Harald Gerke betont: „Der Diakonieverband Hannover-Land ist gut unterwegs, die Hilfe kommt an, Netzwerke sind tragfähig, es gibt gute Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden und darüber hinaus. Für die Zukunft sind wir gut aufgestellt!“

Weitere Informationen und der Bericht als Download finden sich auf www.dv-hl.de

Auf dem Foto von rechts nach links: Kirchenkreissozialarbeiterin Andrea Schink, Schuldnerberaterin Birgit Wellhausen, Diakoniepastor Harald Gerke

 

 

 

Text: Andrea Schink, Kirchenkreissozialarbeit im KK Ronnenberg; Foto: Ralf Schunk