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30 Jahre Kirchenvorstand

Interview mit Otmar Fiedler zu 30 Jahren Arbeit im Kirchenvorstand

Der Kirchenvorstand ( KV ) hat die Verantwortung für die Finanzen, Gebäude und Grundstücke der Kirchengemeinde, ist Arbeitgeber für die Mitarbeiter u.v.a.m.. Otmar Fiedler ist vor 30 Jahren erstmals in den KV gewählt worden, ist seit dem ununterbrochen Mitglied und seit langer Zeit als Vorsitzender in der Verantwortung, auch wieder für die kommenden 6 Jahre. Grund genug für "unterwegs", einige Fragen an Otmar Fiedler zu richten:
Was hat Sie als junger Mensch 1988 zu der ursprünglichen Bewerbung für den KV bewogen?

O. Fiedler: Die Bewerbung 1988 kam natürlich nicht aus heiterem Himmel.
Die Bindung an die Egestorfer Kirchengemeinde ist nach meiner Konfirmation durch die Jugendarbeit von Pastor Reinhard Dunkel gekommen. Jeden Donnerstag war Jugendkreis, in den Herbstferien
einwöchige Wanderungen und in den Sommerferien zweiwöchige Zeltfreizeiten in Ahlhorn. Die Teilnahmen daran waren immer Highligths in meiner Jugend. 1982 hat dann Reinhard Dunkel zwei Jugendliche gesucht, die die Jugend im Gemeindebeirat vertreten sollten, ein Freund von mir und ich haben da dann zugesagt.
Und nach 6 Jahren Gemeindebeirat kam dann die Kandidatur für den Kirchenvorstand, da hatte ich einfach Lust nicht nur zu beraten, sondern auch intensiver mitzuarbeiten und zu entscheiden. Naja und dann wurde ich ja auch tatsächlich gewählt.

Und die weiteren 4 Male?

O. Fiedler: Ganz einfach, ich habe nie die Lust verloren weiterzumachen. Irgendwie fühlte sich die Kirchenvorstandsarbeit für mich noch nicht als beendet an.
Und es liefen auch immer Projekte, die bei einer Wahl noch nicht beendet waren und die ich gerne weiter begleiten wollte. Bei der Kirche dauert ja bekanntlich einiges ein bisschen länger.
Mit Bettina Westermann-Buße hatte ich eigentlich die Verabredung, dass wir uns zusammen noch in der jetzigen Legislaturperiode um den Ausbau der Pfarrwohnung kümmern. Leider ist es ja nun durch Bettinas Ausscheiden dazu nicht mehr gekommen. Dann hätten wir beide, haben ja beide 1988 angefangen, auch zusammen aufhören können.

Seit wann sind Sie Vorsitzender des KV?

O. Fiedler: Vorsitzender bin ich seit 1994 mit einer kleinen Unterbrechung 1997, als wir das Kirchenasyl hatten und gleichzeitig mein Bestellungsantrag zum "Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur ( ÖbVI )" lief. Ich empfand es als etwas unglücklich, dass das gleiche Ministerium über meine berufliche Zukunft und über das Asyl entscheidet. Da hatte ich die Posten mit Bettina Westermann-Buße getauscht.

Was sind die größten Errungenschaften und was die größten Rückschläge in dieser langen Amtszeit?

O. Fiedler: Errungenschaft finde ich das falsche Wort. Dankbar bin ich sicherlich für den glücklichen Ausgang des Kirchenasyls. Das war schon eine sehr starke Leistung von allen die daran mitgewirkt haben, dass die Familie in Barsinghausen bleiben konnte.
Und was mir auch große Freude bereitet hat, ist die Entstehung des Gemeindezentrums an der Nienstedter Straße.
Das waren tolle Zeiten im Kirchenvorstand als wir geplant und gebaut haben. Mich persönlich hat das Ganze noch besonders berührt, weil meine Großeltern bis zu Ihrem Lebensende in der Nienstedter Straße 5 gewohnt haben und ich viele Stunden meiner Kindheit bei ihnen und fußballspielend im Garten hinter der Kirche verbracht habe.
Die Einweihungsfeier 2009 war eine ganz tolle Veranstaltung, an die ich besonders gern zurückdenke.
Mit großem Bedauern habe ich die Situation in unsere Gemeinde seit dem Ausscheiden von Reinhard Dunkel in der pastoralen Versorgung erlebt. Vier Geistliche in der kurzen Zeit, die dann alle, deren persönlichen Gründe nachvollziehbar und verständlich waren, unsere Gemeinde fast im Jahresturnus wieder verlassen haben. Da haben wir uns auch von der Landeskirche etwas im Stich gelassen gefühlt. Natürlich war es toll, wie trotz der vielen Vakanzen immer noch die Gottesdienste und Kasualien mit Vertretungen gefeiert werden konnten.
Und sehr bedauert habe ich auch, dass wir den Spielkreis vor fast 10 Jahren schließen mussten. Gerade die Spielkreiseltern waren für unser Gemeindeleben sehr wichtig, dadurch haben sich immer wieder Eltern aktiv
am Gemeindeleben beteiligt. Das fehlt jetzt, die Beziehung an der Spielkreistür fällt leider weg. Der Kindergottesdienst, jeden Sonntag während des Hauptgottesdienstes kann das leider nicht auffangen.

Was überwiegt in der KV Arbeit, das profane Management der Christusgemeinde oder die geistliche Arbeit mit dem Pfarramt?

O. Fiedler: Natürlich überwiegt die profane Arbeit, das ist eben die Aufgabe eines Kirchenvorstandes. Eine Kirchengemeinde mit fast 3500 Mitgliedern, Mitarbeitern, Gebäuden und einem eigenen Friedhof zu verwalten bindet viel Zeit. Wir treffen uns monatlich für gemeinsame Sitzungen von 2,5 Stunden und da sind die Tagesordnungen immer gut gefüllt. Trotz allem nehmen wir uns vor jeder Sitzung die Zeit für eine kurze Andacht zur Einstimmung und beenden auch jede KV-Sitzung mit einem Gebet.
Zurzeit sind wir sogar Mal wieder ein wenig mehr geistlich beschäftigt, denn wir überlegen eine neue Agenda für den Gottesdienstablauf. Die soll dann im Herbst beschlossen werden. Auch werden natürlich alle besonderen Gottesdienst im Kirchenvorstand besprochen, hier werden selbstverständlich auch geistliche Themen diskutiert.

Welches Arbeitsfeld innerhalb des "KV" bearbeiten Sie am liebsten?

O. Fiedler: Da habe ich keine besonderen Vorlieben. Eigentlich finde ich die Mischung von allem ganz gut. Sicherlich gibt es aber Themen, bei denen man meinen Namen selten findet.
Doch eins fällt mir besonders ein, das sind die Gottesdienste. Ich bin ein begeisterter Gottesdienstgänger. Die sonntägliche Stunde der Besinnung ist für mich sehr wichtig. Darum habe ich auch im KV immer ein großes Interesse, dass die Gottesdienste gut gestaltet und regelmäßig gefeiert werden.

Als selbstständiger Vermessungsingenieur und Inhaber einer Firma haben Sie keine 40 Stunden Woche. Wie ist das ehrenamtliche KV Engagement mit dieser Aufgabe vereinbar bzw. umgekehrt?

O. Fiedler: Ich finde das ist super zu vereinbaren.
Und gerade als Freiberufler kann man wunderbar ehrenamtliche Aufgaben übernehmen. Wer im Berufsleben kann seine Zeit so frei verwalten wie wir? Da ich in meinem Büro in Barsinghausen tätig bin, ist es mir möglich auch tagsüber Termine in Egestorf wahrzunehmen. Das vereinfacht einiges, z.B. Termine mit Handwerkern.
40 Stunden? Stundenzählen mache ich sowieso nicht.
Ich liebe meinen Beruf und freue mich jeden Tag wieder ins Büro zu fahren, genauso gern fahr ich auch zur Kirchengemeinde.

Gibt die KV Tätigkeit auch etwas zurück?

O. Fiedler: Ich mache das mit großer Freunde und insofern gibt mir das sicherlich etwas zurück, was ich gar nicht so richtig benennen kann. Vielleicht ist es die Lebensfreude, ich würde von mir behaupten, dass ich ein sehr zufriedener Mensch bin. Aber ich habe die KV-Mitarbeit auch nie so gesehen, dass ich etwas zurückhaben möchte, das liegt mir völlig fern. Ich freue mich daran etwas für die Egestorfer zu machen. Gerade die derzeitige tolle Entwicklung zwischen den Egestorfer Vereinen mit
dem Sommerfest hinter der Kirche betrachte ich mit großer Freude. Da bin ich gern dabei und fühle schon, dass da was zurückgegeben wird.

Was sind Ihre Ziele für die vor uns liegenden 6 Jahre?

O. Fiedler: Ziele im Sinne von Visionen habe ich keine.
Das Alltagsgeschäft und Gemeindeleben muss gut und harmonisch weiterlaufen.
Ich wünsche mir, dass die Gemeindeveranstaltungen immer gut besucht werden. Es passen sonntags noch einige Gemeindemitglieder mehr in die Kirche und auch die Abendveranstaltungen könnten besser besucht werden. Mein Ziel ist also eine lebendige Gemeinde.
Toll finde ich, wie viele Ehrenamtliche bei uns mitmachen, wie z.B. die Gemeindebriefausträger. Aber auch hier sind wir immer auf der Suche nach weiteren Austrägern, um die Austeilungsgebiete zu verkleinern. Auch merken wir den demografischen Wandel, da ist es schon ein Ziel auch den älteren Mitarbeitern das Gefühl geben zu können, dass sie ihren Ehrenamtsposten getrost abgeben können und für die Nachfolge gut gesorgt ist.
Ein weiteres Projekt muss einfach gestartet werden. Wir benötigen ein Pfarrhaus. Da aber unsere finanziellen Mittel dafür nicht ausreichen, sind wir auf Unterstützung von Kirchenkreis und Landeskirche angewiesen und
die Abstimmungsphase wird sicherlich recht zeitintensiv.

Interview Manfred Hobein