Ein musikalischer Begegnungsabend zweier Chöre
Liebe ist ein Thema, das Menschen seit Jahrhunderten begleitet. Das Konzert „Auf den Spuren deiner Liebe“ lädt Besucherinnen und Besucher zu einer musikalischen Begegnung ein, in der Gesang, Text und historischer Bezug zusammenkommen. In der Klosterkirche Barsinghausen gestalten der Chor Vox Animae aus Bremen und der Kammerchor der Barsinghäuser Camerata ein Programm, das die vielfältigen Ausdrucksformen von Liebe hörbar macht.
Das Konzert findet am Sonntag, den 16. November 2025 um 16 Uhr in der Klosterkirche Barsinghausen statt und dauert etwa 75 Minuten. Die musikalische Leitung liegt bei Imma Einsingbach und Ole Magers. Zwischen den chorischen Beiträgen gibt es kleine kammermusikalische Impulse mit Geigerin Theresa Möller. Der Eintritt ist frei.
Liebe ist ein zentrales Thema der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte. Besonders eindrücklich zeigt sich dies in der mittelalterlichen Liebesgeschichte zwischen Héloïse (ca. 1095–1164) und Peter Abaelard (1079–1142). Abaelard war als Theologe und Lehrer in Paris hoch angesehen, als er die junge, gebildete Héloïse kennenlernte. Aus der zunächst akademischen Beziehung entstand eine leidenschaftliche Verbindung, die gegen gesellschaftliche Erwartungen verlief. Nachdem Héloïse schwanger wurde, heiratete das Paar heimlich; die Folgen waren dramatisch und führten schließlich dazu, dass beide ein klösterliches Leben wählten. Jahre später entstand ihr Briefwechsel, in dem sie über Liebe, Glauben, Treue und die Spannung zwischen innerem Erleben und äußerer Verpflichtung reflektieren. Ihre Schriften gelten heute als bedeutende Zeugnisse mittelalterlicher Liebes- und Geistesgeschichte. Im Konzert werden Auszüge dieser Briefe (Héloïse) und der Autobiografie von Abaelard zu hören sein, u.a. gelesen von Lektorin Janina Gorski, und bilden einen emotionalen Bezugspunkt für das musikalische Programm.
Ein weiterer thematischer Kern des Abends ist das Hohelied. Dieser biblische Text wird seit Jahrhunderten als poetische Reflexion über Liebe, Sehnsucht und Nähe behandelt. Der Umgang mit diesen teils sehr expliziten Texten in der Theologie eröffnet spannende Fragestellungen. Ebenso wie in der Geschichte der beiden Liebenden kann man hier eine Fläche zwischen geistlicher und körperliche Liebe aufspannen. Das Hohelied war schon immer ein Sujet, welches in der Musikgeschichte für Kompositionen aufgegriffen wurde.
Das musikalische Programm des Konzerts greift diese Vielschichtigkeit auf. Es verbindet Werke aus verschiedenen Jahrhunderten, die Vertonungen von Hoheliedstellen oder thematisch verwandten Liebesmotiven enthalten. Beispiele sind O. di Lassos „Ich liebe dich“, A. Grandis „O quam tu pulchra es“ oder M. Francks „Steh auf meine Freundin“. Daneben stehen englische und amerikanische Kompositionen wie E. C. Bairstows „I sat down under his shadow“ oder W. Billings „I am come into my garden“. Ergänzt wird das Programm durch Instrumentalstücke wie die Sonata III von J.-F. Dandrieu und die Sonata III von S. Bodinus. Im Verlauf des Abends werden zudem Werke von G. P. Palestrina, J. H. Schein, M. Schmoll, H. Howells, J. Klimek, A. Banchieri, L. Lechner, L. Netzel, A. Beach, E. Rudzionyte und O. Gjeilo zu hören sein. Sie alle tragen mit ihren jeweiligen stilistischen Prägungen zur Gesamtwirkung des Konzerts bei.
Die beiden beteiligten Chöre begegnen sich nicht zufällig: Ole Magers und Imma Einsingbach verbindet bereits eine frühere Zusammenarbeit. Während seiner C-Ausbildung zum Kirchenmusiker in Bremen (2013–2015) erhielt Magers Gesangsunterricht bei Einsingbach. Im Konzert wird diese Verbindung nun musikalisch neu aufgenommen.
Die Dramaturgie des Abends folgt keiner linearen Erzählung, sondern lädt zur assoziativen Annäherung ein. Musik und gelesene Texte treten in einen Dialog. Stimmungen entstehen, verändern sich und verweilen. Freude und Nähe kommen ebenso vor wie Schmerz und Verlust. Die beiden Ebenen – die historische Liebesgeschichte und die poetische Liebessprache des Hohelieds – berühren sich dabei auf eine Weise, die persönliche Deutungen offenlassen. So entsteht ein Raum, in dem sich Zuhörerinnen und Zuhörer mit eigenen Erfahrungen verbinden können.
Sie sind herzlich eingeladen zu diesem musikalischen Abend.