Interkulturelle Kompetenz

Nachricht Barsinghausen, 02. März 2020

Gute 20 Aktive aus verschiedenen Willkommenskreisen und Vereinen aus Barsinghausen, Wennigsen und Empelde nahmen am Samstag, 29. Februar, an einem Seminartag mit Dr. Dunja Sabra im Gemeindehaus der Mariengemeinde in Barsinghausen teil. Dunja Sabra aus Buxtehude ist seit über zehn Jahren als interkulturelle Trainerin tätig. Eingeladen wurde sie nun von „Willkommen in Basche“ und der Arbeitsstelle für Migration und Integration im Kirchenkreis Ronnenberg. Gefördert wurde die Veranstaltung von der Freiwilligenakademie Niedersachsen. Besonders im Fokus des Vortrags standen Fragen von Erziehung und Familienkonstellationen in Arabisch geprägten Ländern. Dabei machte die Referentin zu Beginn deutlich, dass es neben den "Klischees" und einem vereinfachten schwarz-weißen Blick auf die Fragestellungen immer auch Differenzierungen gibt. "Es gibt nicht 'das' arabische Land oder 'die' Araber. Und natürlich gibt es auch Familien, in denen die Strukturen, die ich schildere, ganz anders sind. Es gibt auch eine Entwicklung, dass es in Großstädten zum Beispiel erste Einrichtungen für alte Menschen gibt, aber das ist nicht die Regel", erklärte sie. Interkulturelle Kompetenz bedeute Verschiedenheiten auszuhalten, eigene Normen infrage zu stellen und sich auch für andere Sprach- und Verhaltensformen zu sensibilisieren. Das sei keine Einbahnstraße. Wichtig sei es, im Gespräch zu sein und auch aufzuklären. „Wenn jemand in ein fremdes Land kommt, sind vielleicht sieben bis zehn Prozent der Kultur offenbar erkennbar. Wie bei einem Eisberg ist das meiste unsichtbar beziehungsweis ist von der einheimischen Bevölkerung von klein auf erlernt und erfahren. Darüber brauchen wir Kommunikation, Erklärungen, damit es nicht zu Konflikten und Missverständnissen kommt“, sagte sie. Deshalb seien die Ehrenamtlichen in der Willkommensarbeit so wichtig und auch Menschen, die schon länger hier leben, aber die Erfahrung der Fremdheit mitbringen. Sie erklärte die Phasen eines Kulturschocks, wenn jemand neu in ein Land komme. Nach der ersten Euphorie folgt die Ernüchterung, eine Verklärung der Heimat, Missverständnisse werden erkannt und wenn es gut läuft, werden die Spielregeln der neuen Kultur erkannt und erlernt. Das dauere unterschiedlich lang – und bedeute oft, dass Kinder in den zugezogenen Familien viel schneller auf dem Weg der Akkulturation sind. Das könne auch zu Spannungen in den Familien führen, wenn sich das traditionelle Verhältnis verändere. Dunja Sabra informierte über Erziehungsstile, die Rolle von Frau und Mann in der Familie, die Bedeutung von Hierarchien, über die Rolle der Gastfreundschaft, über das Zeitverständnis und den Umgang mit Konflikten. „Einiges erklärt sich jetzt auch im Nachhinein besser“, äußerten Teilnehmende nach dem Seminartag und wünschen sich nun eine Vertiefung der Inhalte.

Foto und Text: Freitag