Kirchenkreissynode vom 14.11.2025

Nachricht Barsinghausen, 17. November 2025

Abschiede und Zukunftsfragen

Die letzte Sitzung der Kirchenkreissynode in diesem Jahr am Freitag, 14. November, stand im Zeichen des Abschieds: Superintendentin Antje Marklein hielt im Saal der Petrusgemeinde Barsinghaussen ihren letzten Ephoralbericht vor ihrem Ruhestand im Dezember und der Leiter des Kirchenkreisamtes, Joachim Richter, nahm ebenfalls an seiner letzten Synodensitzung vor seinem Ruhestand im Januar teil. Und gleichzeitig fassten die 39 Synodalen auch wegweisende Beschlüsse in Umsetzung des Klimaschutzgesetztes der Landeskirche auf Kirchenkreisebene und außerdem zur künftigen Gebäudepriorisierung. 

Superintendentin Antje Marklein ging in ihrer Rede explizit auf acht Themen ein mit Blick auf ihre mehr als elfjährige Tätigkeit im Kirchenkreis. Unter anderem blickte sie auf den zunehmenden Relevanzverlust der evangelischen Kirche. Dieser könne beklagt - oder als Chance begriffen werden. Denn: "Kirche braucht Wandel, Transformation. Schreibt die Kirche nicht ab, schreibt sie um. Ich sage das so in Analogie zu dem wie ich finde genialen Logo von Brot für die Welt: Schreibt die Welt nicht ab. Schreibt sie um. Ja, schreiben wir unsere Kirche um. In unserem Kirchenkreis gelingt das punktuell richtig gut. Und an manchen Stellen gar nicht. Es gelingt, wo wir uns nicht zu schade sind, als Dienstleister aufzutreten. Wo wir Menschen das bieten, was sie von der Kirche wünschen. Es gelingt, wo wir unsere Veranstaltungsformate auf aktuelle gesellschaftliche Bedürfnisse ausrichten und nicht krampfhaft an Altem festhalten. Es gelingt, wo wir mit unseren Angeboten flexibel sind, am Bach taufen und im Garten segnen, Gottesdienste auf dem Schützenplatz feiern und uns hinaus trauen aus der Sicherheit unserer Gemeindemauern". Sie ging aber auch auf die Präsenz des Kirchenkreises in der Gesellschaft ein. Der Kirchenkreis bringe sich ein, unter anderem auch als Stimme gegen Rechtsextremismus, im Einsatz für Menschenrechte oder durch den Reformationsempfang, der zuletzt wieder größeren Zuspruch erfuhr.

Ein wichtiges Thema der letzten Jahre war auch die Entwicklung von Schutzkonzepten gegen sexualisierte Gewalt und die Aufarbeitung zurückliegender Fälle im Kirchenkreis. Kritisch blickte sie auf die Regionalisierung im Kirchenkreis. "Aus meiner jetzigen Perspektive ist zwar manches erreicht, aber wir sind viel zu langsam und auch nicht mutig genug. Das Kirchturmdenken ist weiter verbreitet, als wir ehrlich zugeben: Meine Kirche, mein Pastor, mein Seniorenkreis, unser Haushalt, unsere Rücklagen. Die Schritte, die wir gehen, sind zu klein. Eine Fusion zweier kleiner Gemeinden ist Zeit- und Energieverschwendung, wir müssen größer denken. Wir dürfen stolz sein auf die Gesamtkirchengemeinde Barsinghausen, auf das regionale Gemeindebüro Ronnenberg und auf den Kirchengemeindeverband am Benther Berg. Aber die Schritte sind zu klein", so Antje Marklein. 

Fotos und Text: Freitag

Mit dem Klimaschutzgesetz der Landeskirche sind Ziele verbunden: 2045 soll die Netto-Treibhausgas-Neutralität erreicht werden, bis 2035 ist das Ziel die Reduzierung um 80 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2023. Auch der Kirchenkreis Ronnenberg hat entsprechende Ziele zu erreichen - in den Bereichen Energieverbrauch, der Mobilität (zum Beispiel von Dienstfahren), der Landbewirtschaftung und in der Produktion von eigenen Strom zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen (PV) auf Dächern. Die Mitglieder der AG Nachhaltigkeit des Kirchenkreises, Elke Pankratz-Lehnhoff, Jürgen Holly, Hille de Maeyer und Sabine Freitag stellten die einzelnen Konzepte vor. Unterstützt werden die Gemeinden in ihren Bemühungen vom Kirchenkreisamt, außerdem kaufen einige Kirchenkreise gemeinsam Beratungsleistungen einer externen Firma ein. In der anschließenden Diskussion wurde Kritik geäußert am zusätzlichen Aufwand, hohen Forderungen und unklaren Vorgaben. Am Ende stimmte eine deutliche Mehrheit für das Konzept. Der Vorsitzende der Synode, Michael Rehren, stellte klar, dass sich der Kirchenkreis damit "auf den Weg mache, auch in der weiteren Beratung mit anderen".

Unterstützung können sich Gemeinden auch durch die ehrenamtlich geführte Energiegenossenschaft Calenberger Land eG, kurz ENER:GO, dessen Vorstand Edmund Jansen berichtete. Der Kirchenkreis hat mit ENER:GO einen Kooperationsvertrag geschlossen. Gemeinden können sich von ENER:GO honorarfrei beraten lassen, mit dem Ziel, PV-Anlagen auf Kirchen- oder Gemeindehausdächern zu installieren, ähnlich wie es die Mariengemeinde Barsinghausen bereits umgesetzt hat. 

Intensiv diskutiert wurde das Konzept des Kirchenkreises zur Gebäudepriorisierung, mit dem Ziel bis 2035 den Bestand an Gebäuden um 30 Prozent zu reduzieren. Bis Ende Oktober mussten alle Regionen Vorschläge machen - diese flossen in das Gesamtkonzept ein, das der Kirchenkreisvorstand Anfang November erstellte. Superintendentin Antje Marklein machte in ihren Vorbemerkungen, die Teil des Beschlusses sind, deutlich, dass das Konzept die Grundlage der weiteren Beratungen sein wird. "Mit dem Beschluss heute schlagen wir den Weg ein, der uns derzeit vorgegeben ist, mittel- bis langfristig 30 % der Gebäude aus der Zuweisung zu nehmen und die verbleibenden Gebäude möglichst klimaneutral zu ertüchtigen. Das Konzept ist eine Absichtserklärung, die noch nicht – und das betone ich ausdrücklich - mit den erforderlichen Finanzmitteln hinterlegt ist. Nur in Gehrden-Wennigsen haben Sie schon Finanzen angedacht, die Berechnungen des Architekten sehen gut aus". Der Kirchenkreisvorstand habe ein paar Grundsatzentscheidungen getroffen. Es wurden alle Gebäude betrachtet und kategorisiert in grün (erhaltenswert), orange (zu überprüfen) und in rot (keine weiteren Zuweisungen). So wurden alle Kapellen auf orange gesetzt. Damit solle ermöglicht werden, dass in den Kapellen auf Grundlage der Bauberichte aus dem Amt für Bau und Kunstpflege die Baumaßnahmen auf Rechnung des Kirchenkreises durchgeführt werden, die unter Dringlichkeit I sind unter dem Aspekt Sicherheit und Brandschutz. Danach werden die Kapellen in die Verantwortung der Kapellenvorstände gegeben und ausdrücklich nicht entwidmet. Nach Aufhebung der Residenzpflicht für Pastorinnen und Pastoren sollen nur ein bis zwei attraktive Pfarrhäuser pro Region im Bestand bleiben. Außerdem soll mittelfristig nur ein Gemeindebüro pro Region bzw. pro Kommune vorgesehen ist, und dies an einem größeren Ort in der Region. Gemeindehäuser bleiben dort erhalten, wo viel Aktivität ist und wo die Gebäude sich langfristig CO2-neutral betreiben lassen.

"Das hier vorliegende Konzept gilt dem Kirchenkreis als Grundlage für die nächsten Entscheidungen. Diese Überlegungen können wir erst anstellen, wenn heute ein Gesamtkonzept vorliegt. Auch wenn manche Fragen noch nicht abschließend geklärt werden konnten, werbe ich nun dringend dafür, das Kirchenkreiskonzept zur Gebäudepriorisierung zu beschließen, damit wir ins weitere Arbeiten kommen".

Kritik wurden aus Kapellengemeinden geäußert, die sich im "Gemeindeaufbau" befinden. In der Region Gehrden-Wennigsen war vorgesehen, alle Kapellen auf "grün" zu stellen, deshalb wurde die Vorlage bemängelt. Andere Synodale wollten eine Zusicherung, dass es auch künftig möglich sein müsse, Neubauten zu errichten und Zuweisungen zu erhalten, wenn entsprechend alte Häuser nicht mehr genutzt werden. Dazu wurde eine Protokollnotiz positiv abgestimmt. Antje Marklein warb für das Konzept, zumal es so sei, dass "nichts ab dem 1. Januar Stein gemeißelt ist. Erst danach wird ein Zeiplan gemacht, bis wann welche Maßnahme umgesetzt wird. Und Gebäude können dann auch neue Kategorien erhalten, von orange zum Beispiel in grün wechseln", betonte sie. Am Ende gab es bei zwei Gegenstimmen und einigen Enthaltungen eine Mehrheit für die Gebäudepriorisierung.