Interview mit Superintendentin Antje Marklein

Nachricht Ronnenberg, 20. November 2025

"Mein Herz schlägt für Kirche und Gemeinde"

Sonntag, 7. Dezember, 2. Advent, 15 Uhr: Feierlicher Einzug in die Michaeliskirche in Ronnenberg. Gottesdienst mit Abschied und Entpflichtung von den Aufgaben als Superintendentin, denn Antje Marklein geht in den Ruhestand. Eine Zäsur für die 66-Jährige und auch für den Kirchenkreis, denn seit Anfang 2014 war Antje Marklein hier tätig. Über 40 Jahre arbeitete sie dann im kirchlichen Dienst. 1985 begann sie mit ihrem Vikariat in Nienburg. „Ich bin immer noch leidenschaftlich gern Pastorin. Mein Herz schlägt für Kirche und Gemeinde. Als Superintendentin war ich nicht mehr jede Woche im Predigtdienst. Meine Aufgabe sah ich darin, für Mitarbeitende die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie die Botschaft von Gottes Liebe in die Gemeinden tragen können. Der Kirchenkreis ist aus meiner Sicht ein ‚Ermöglicher‘, dass die Gemeinden ihre Arbeit gut tun können, auch angesichts sich verändernder Strukturen“, erklärt sie im Gespräch. Und dass sich die Strukturen verändern, das ist unbestritten im Rückblick auf die Zeit in Ronnenberg, aber auch auf die Jahrzehnte davor.

Als junge Pastorin teilte sie sich 15 Jahre lang eine Pfarrstelle mit ihrem Mann Steffen Marklein in Uthlede-Wulsbüttel. In der Zeit wurden auch die drei Kinder geboren. „Dort erlebten wir eine lebendige Dorfgemeinde mit vielen Predigtorten und gut besuchten Gottesdiensten. Wir konnten hier sehr viel ausprobieren und uns einbringen, machten Angebote für Kinder und Familien. Hier funktionierte noch eine Dorfgemeinschaft. Wenn jemand starb, war selbstverständlich aus jedem Haus jemand bei der Trauerfeier dabei“, erinnert sie sich an die Berufsanfänge. Danach erlebte sie eine große Stadtgemeinde mit über 6000 Gemeindemitgliedern in der List in Hannover. Die Aufgaben änderten sich – hin zur Organisation von Stadtteilangeboten, der Teilnahme am Runden Tisch gegen Rechts oder des interkulturellen Weihnachtsfestes. Bildungsarbeit kam hinzu mit Erwachsenen, Konfirmandinnen und Konfirmanden. In das Kirchengebäude wurden Gemeinderäume eingebaut – heute plant die Gemeinden in Großgoltern ähnliches mit ihrer Kirche. Antje Marklein übernahm die Geschäftsführung des Kirchenvorstandes.

Ende 2013 bewarb sie sich dann erfolgreich für das Amt der Superintendentin in Ronnenberg, eine dritte zentrale Station in ihrer Berufsbiografie. Geistliche Leitung und Verwaltung rückten in den Mittelpunkt. Die Leidenschaft für die Theologie und für den Blick über den Tellerrand hinaus blieben. Das Engagement des Kirchenkreises in der Gesellschaft war und ist ihr wichtig. Brot für die Welt wurde in der Adventszeit besonders beworben. „Und ich bin froh, dass der Kirchenkreis zum Beispiel Mitglied geworden ist in der IKDR, der Initiative Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus Niedersachsen und auch im Verein ‚United4Rescue‘, der sich für die Rettung von Menschen in Seenot einsetzt“, sagt sie. Und: Seelsorge war ihr immer wichtig. Kurz habe sie als junge Frau überlegt, Psychologie zu studieren, entschied sich dann aber für das Theologiestudium und ließ sich besonders in der Pastoralpsychologie ausbilden. „Als Theologin begleite ich Menschen  aus dem Glauben heraus,  mit der Haltung: ‚so wie du bist, bist du von Gott gewollt‘. Deshalb habe ich mich auch in der Notfallseelsorge engagiert und diese im Kirchenkreis gestärkt“, so die Seelsorgerin. Letztlich gehe es ihr um die Menschen. „Die Landeskirche Hannovers hat eine 30%-Sparrunde eingeläutet, die unseren Kirchenkreis  empfindlich treffen wird. Es wird für viele Gemeinden schmerzhaft, sich von Gebäuden trennen zu müssen. Aber wir sind Kirche für die Menschen und nicht für die Gebäude. Gemeinde geschieht auch an anderen Orten. Mir ist es wichtiger, Haupt- und ehrenamtliches Personal für die Gestaltung des kirchlichen Lebens zu gewinnen, als jedes Gebäude zu erhalten“.

Gut war immer die Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreisvorstand, dem zentralen Gremium des Kirchenkreises. „Wir haben gemeinsam geschaut, was die Gemeinden angesichts knapper werdender Mittel und veränderter Rahmenbedingungen brauchen. Das war eine sehr gute Zusammenarbeit“.

In den letzten Jahren war die Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis Ronnenberg ein besonderer Schwerpunkt in den Aufgaben von Antje Marklein. Auch den Vorstandsvorsitz des Diakonieverbandes Hannover-Land, den stellvertretenden Vorsitz im Vorstand des Kitaverbandes Calenberger Land und den Vorsitz im Aufsichtsrat des Vereins für Gemeindediakonie hatte sie inne. Hier konnte sie das diakonische Profil des Kirchenkreises stärken.

Und nun? Die ersten Kartons für den Umzug nach Cuxhaven sind gepackt. „Mein Talar geht auch in den Ruhestand. Das heißt für mich, dass ich erstmal ein Jahr nicht kirchlich aktiv bin und dass ich mir danach neue Ehrenämter suche. Dazu gehört vielleicht das Orgelspielen, was ich gern mache. Aber ich werde wohl keine Gastdienste übernehmen, nicht mehr regelmäßig predigen“, sagt sie. Dafür freue sie sich darauf, Gottesdienste als Gemeindemitglied zu erleben und  jüngeren Kolleg:innen zuzuhören, die mit Elan und einer neuen Sprache predigen. 

Fotos und Text: Freitag